Pfarrei Weißenbach

Die Pfarrkirche zum Hl. Jakobus dem Älteren



Die jetzige Pfarrkirche, die wir vor uns haben, ist bereits das dritte Gotteshaus in Weißenbach.

Schon um das Jahr 1000 stand in der Nähe des heutigen Kirchler-Hofes (von daher der Hofname!) ein Kirchlein, und zwar auf einer kleinen Ebene. Dieses kleine Gotteshaus konnte allerdings einem Hochwasser im Jahre 1336 nicht standhalten und wurde weggeschwemmt.

 

Sofort – also noch 1336/37 – ging man daran, im Dorfzentrum ein Kirchlein zu erbauen. Vom 28. August 1434 gibt es eine urkundliche Erwähnung: Bischof Ulrich Putsch von Brixen legte auf Bitten der Bevölkerung von Weißenbach den Jahrestag der Weihe der Kapelle des hl. Jakobus, da er seit einiger Zeit nicht mehr feierlich begangen wurde, auf den Sonntag vor dem Fest der hll. Apostel Simon und Judas Thaddäus (28. Oktober) fest und verlangte, dass dieser Tag wieder mit gehöriger Feierlichkeit begangen werde. Den Gläubigen, die die Kapelle mit Andacht besuchten, verlieh der Bischof einen Ablass von 40 Tagen.

 

 

1479 wurde an derselben Stelle wie das zweite Gotteshaus eine neue Kirche in gotischemBaustil errichtet und am 11. Juli 1480 vom Brixner WeihbischofJohannes Perger geweiht. In der Weiheurkunde ist folgendes zu lesen: „Bischof J. Perger zu Bellin, Weihbischof des Bischofs Georg zu Brixen, weiht die Kirche zum hl. Jakobus in Weißenbach in der Pfarre Taufers mit zwei Altären, den Hochaltar zu Ehren des hl. Jakobus , wo er die Reliquien der hll. Jakobus, Andreas, Georg, Kandidus, Christophorus, Maria Magdalena, von der Krippe des Herrn und vom Ölberg hinterlegt, und den Seitenaltar zu Ehren des hl. Quirinus, wo er die Reliquien der hll. Quirinus, Sisinius, Martyrius, Alexander, Hippolytus und Anastasia hinterlegt.“ Das Weihefest der Kirche setzte der Bischof auf den Sonntag vor Bartholomäi (24. August) an und verlieh den Kirchenbesucherinnen und –besuchern einen Ablass von 40 Tagen.

 

In den Jahren 1957 – 59 wurde das inzwischen zur Pfarrkirche (1955) erhobene Gotteshaus um einen Achteckbau  erweitert, nach den Plänen des Architekten Erich Pattis. Alt und neu fügen sich gut ineinander – ganz besonders im Inneren – und bieten der mittlerweile auf über 560 Mitglieder erhöhte Pfarrgemeinde genügend Platz.

 

Im Jahr 1980 kam es anlässlich der 500-Jahr-Feier der Pfarrkirche zu einer umfassenden Restaurierung. Dabei wurden wertvolle Fresken wieder freigelegt: die spätgotischen Gewölbefresken des Altarraumes, den hl. Jakobus und die vier Evangelisten  darstellend, sowie das große Außenfresko an der Nordseite, das den hl. Christophorus darstellt. All diese Fresken werden dem berühmten Künstler Friedrich Pacher zugeschrieben.

 

1993 erhielt die Pfarrkirche eine neue Orgel  aus der Werkstatt des Nordtiroler Orgelbauers Johann Pirchner. Es ist eine mechanische Schleifladenorgel mit einem Manual, einem Pedal, 8 Registern und 282 Pfeifen.

 

Die letzte umfassende Innenrestaurierung wurde in den Jahren 1998/99 vorgenommen. In die Kirche wurde eine Bodenheizung gelegt und der Boden mit neuen Steinplatten („pietra piasentina“) ausgestattet. Das Gotteshaus wurde innen neu ausgemalt und neue Kirchenbänke im Altbau eingebaut. Besondere Sorgfalt wurde aber dem berühmten, aus dem Jahr 1516 stammenden Hochaltar  aus der Michael-Pacher-Schule angetan. Restaurator Giancarlo Pocher reinigte die zahlreichen Reliefs vom „Staub der Geschichte“ und setzte die Predella , die sich seit 1884 unterhalb der Altarmensa befand, wieder an ihren ursprünglichen Platz.

Da der Tabernakel aus dem Hochaltar entfernt wurde, kam das aus den Jahren um 1500 stammende Sakramentshäuschen  als Aufbewahrungsort des Allerheiligsten wieder zur Geltung. Zuvor wurde das Sakramentshäuschen von Martin Pittertschatscher fachgerecht restauriert. Wie übrigens vom selben Restaurator auch die Kreuzwegstationen, die wieder in ihren ursprünglichen Farben erstrahlen. Als letztes schaffte der Enneberger Künstler Franz Kehrer einen neuen Altartisch und einen Ambo aus Laaser Marmor. Auch hier fügen sich alt und neu im Altarraum gut ineinander.

 

Zur Ausstattung unserer Pfarrkirche

 

Der Hochaltar:

Das Schmuckstück unserer Pfarrkirche ist der aus 1516 stammende Hochaltar , der laut Leo Andergassen einer von ca. 80 geschnitzten spätgotischen Flügelaltäre in unserer Diözese ist. Heute können wir uns glücklich schätzen, dass damals die Geldknappheit es nicht erlaubte, an die Stelle des Flügelaltares einen barocken Hochaltar zu setzen. Karl Gruber weiß zu berichten, dass nach dem Tod von Michael Pacher (1498) den Stil dieses großen gotischen Künstlers weitergetragen habe und daraus im Alpenraum die „Donauschule“ entstanden sei. Gruber bezeichnet den Weißenbacher Flügelaltar als eines der besten Werke dieser Schule, geschaffen von Michael Parth aus Bruneck.

 

Im Zuge des Trientner Konzils (1542-63) wurde gefordert, dass in jede Kirche ein Sakramentstabernakel das Zentrum des Hochaltares bilden sollte. So kam 1884 die Predella unter die Altarmensa, um einem Tabernakel Platz zu machen. Erst im Jahr 1998 wurde der Hochaltar wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. So zeigt er sich jetzt wieder im alten Glanz.

 

Auf einem Unterbau (Predella) erhebt sich der Schrein, daran hängen die bemalten Flügel, die im Advent und in der Fastenzeit geschlossen werden. Das zierliche Gesprenge mit einer Kreuzesgruppe (links Maria, die Mutter Jesu; rechts der Lieblingsjünger Johannes) krönt den Altar. Im Zentrum des Schreines  ist in der Mitte der Pfarrpatron, der Apostel Jakobus der Ältere dargestellt, umgeben vom Apostel Andreas und vom hl. Georg. Der hl. Jakobus trägt die Attribute des Pilgerpatrons, Pilgerstab und Muschel. Er ist somit für alle Pfarrmitglieder und Reisenden Fürbitter auf der Pilgerschaft des Lebens. Die Innenseite der Altarflügel tragen Reliefs der hll. Quirinus (links) und Hippolyt (rechts).

 

An den Flügelaußenseiten  trifft man auf die beiden „Wasserheiligen“ Christophorus (links) und Florian (rechts).

 

 

"Das schönste Detail des Altares ist die dreigeteilte Predella , in deren Mitte die Geburt Christi gezeigt wird, mit den Szenen der Anbetung Jesu durch die Heiligen Drei Könige und mit dem Kindermord von Betlehem an den Flügeln. – Maria ist in stiller Betrachtung des neugeborenen Erlösers versunken. St. Joseph dreht verlegen an seinem Hut, Engelsputti decken das fröstelnde Kind mit Windeln. – Die Anbetung der Könige ist im herkömmlichen Stil vergegenwärtigt. – Erschütternd ist hingegen die Reliefdarstellung mit dem Kindermord von Betlehem, wo den verzweifelten Gebärden des Schmerzes der Mütter, deren Kinder von rüden Henkern gemetzelt werden, die völlige Gleichgültigkeit von Herodes und seinem Höfling gegenübersteht“ (Karl Gruber).

 

An den Außenseiten der Predella  sind in Goldfassung folgende Heilige im Gemälde dargestellt (von links nach rechts): die hl. Barbara (mit dem Turm), „Anna selbdritt“ (Mutter Anna, Maria und Jesus), die hl. Magdalena (mit dem Gefäß) und die hl. Katharina von Alexandrien (mit dem Rad).

 

Das Sakramentshäuschen:

Ein selten gewordener kirchlicher Einrichtungsgegenstand ist das aus den Jahren um 1500 entstandene Sakramentshäuschen , das schon von Beginn an Aufbewahrungsort für das Allerheiligste war, ganz besonders für die Krankenkommunion. Seit dem Jahr 1999 ist das Sakramentshäuschen wieder in Funktion bzw. dient wieder dem ursprünglichen Zweck. Das spätgotische Sakramentshäuschen an der Nordwand des Altarraumes ist aus weißem Marmor herausgemeißelt, nur der Aufsatz ist aus Holz geschnitzt. „Auf einem achteckigen Fuß sitzt ein über Eck gestelltes Häuschen mit zwei vergittertenÖffnungen auf. Derhölzerne Aufsatz mit Spitzbögen, krabbenbesetzten Wimbergen und Kreuzblumen tragenden Fialen nimmtin zwei Zonen Figuren  auf, unten sind es Barbara und Jakobus, Katharina und Georg, oben der Schmerzensmann. Eine Minuskelinschrift in fehlerhaftem, italianisiertem Latein ist an Maria gerichtet: „sancta virgine maria mater deu ora pro me.gr.“ (heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes, bitte für mich) (Leo Andergassen).

 

Die Fresken:

Anlässlich der Generalrestaurierung im Jahre 1980 zum 500jährigen der Pfarrkirche wurden wertvolle spätgotische Fresken wieder freigelegt.

 

An der Nordfassade der Kirche ist eine Christophorus-Darstellung  in Überlebensgröße zu sehen, eine der vielen, wie sie in unserer Heimat Brauch sind. Nach alter Überlieferung wurde der Heilige der Reisenden weitumsichtbar gemacht, um die Vorbeigehenden oder –fahrenden vor Unglücken zu beschützen. Das Christophorus-Fresko an unserer Pfarrkirche wird dem Künstler Friedrich Pacher zugeschrieben, auf jeden Fall seiner Schule. Im Wasser, durch das der Riese schreitet, tummeln sich Fabeltiere, jedes eines der sieben Hauptsünden symbolisierend.

 

 

Die spätgotischen Gewölbefresken  im Altarraum tragen die Handschrift von Friedrich Pacher und stellen die vier Evangelisten-Symbole dar: der Löwe für den hl. Markus, der Engel für den hl. Matthäus, der Stier für den hl. Lukas und der Adler für den hl. Johannes. Der runde Schlussstein nimmt das Haupt des Kirchenpatrons Jakobus mit dem Muschel-Attribut auf.

 

Volksaltar und Ambo: 

Im Zuge der Innenrestaurierung von 1998/99 wurde der Altarraum erweitert und im bewusstem Bezug zum Unterbau des Sakramentshäuschens ein Volksaltar und ein Ambo aus weißem Laaser Marmor gestaltet. Der Enneberger Künstler Franz Kehrer ließ sich dabei inspirieren von der gotischen Struktur des Raumes mit ihren Säulen. Dabei „hat er dem Altar eine Form gegeben, die selbst als Säule aus dem Boden hervorwächst wie eine Blüte, eine Pflanze. Er sieht darin auch in abstrakter Form den Christus, der uns in die Bewegung des Aufstehens, der Auferstehung, hinein nimmt und so auf den Himmel zu wachsen lässt“ (Ewald Volgger).

 

Neben dem „Tisch des Brotes“, dem Altar, hat eine wichtige Bedeutung in der Liturgie, im Gottesdienst auch der „Tisch des Wortes“, der Ort, von dem aus das Wort Gottes vorgetragen wird, der Ambo „Die künstlerische Gestalt versinnbildlicht eine wachsende Säule, die nach oben hin zur Frucht wird. Das Wort Gottes ist für uns wie eine Säule, die das Leben trägt und gestaltet, so dass der geistige Bau der Kirche und der menschlichen Gemeinschaft zusammengehalten und getragen wird. Das Wort Gottes soll in uns zu hundertfältiger Frucht heranwachsen“ (Ewald Volgger).

 

Vom selben Künstler Franz Kehrer wurden auch der Priestersitz, die Sedilien für die liturgischen Dienste sowie der Osterleuchter geschaffen.

 

Weitere Kunstgegenstände:

 

Die 14 Kreuzwegstationen  in unserer Pfarrkirche wurden im 19. Jahrhundert geschaffen von einem unbekannten Künstler nach dem Musterdes Malers Anton Psenner, der  die alten Stationstafeln des Bozner Domes schuf.

 

Am linken Seitenaltar des Zubaues befindet sich ein Bild „Maria vom guten Rat“ im Rokoko-Rahmen unter Verwendung alter Münzen.

In der Nische der ehemaligen Kanzeltür steht die „Schmerzhafte“. Der langjährige Pfarrer Georg Tinkhauser erhielt sie als Geschenk von einer Gräfin. Die Statue aus Marmor stand ehemals im Garten des Grieser Hofes in Bozen.

Die Kanzel ist neugotisch (um 1850). Reliefs der vier Evangelisten zieren die Kanzel-Brüstung. An der Außenmauer der Sakristei ist ein Sgrafitto angebracht, 1965 von Br. Hans Oberstaller geschaffen. Es stellt den wunderbaren Fischfang dar.

 

Um 1980 schuf der Luttacher Künstler Friedrich Sebastian Feichter die Statue des Erzengels Michael, die sich oberhalb des Beichtstuhls befindet.